andreas hagenbach on Thu, 24 Feb 2000 19:45:33 +0100 (CET) |
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[rohrpost] Der rechtslastige Link |
Als Grundlage: Ab wievielen Zwischenschritten ist ein Link auf eine rechtswidrige Website strafbar? von Florian Rötzer in Telepolis http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/5831/1.html ------- In der Schweiz ist erst seit einigen Jahren das Antirassismusgesetz (Art. 261bis StGB ) in Kraft, dank dem es möglich wurde, Schriften wie die der Revisionisten zu verbieten. Diese Strafnorm ist relativ neu, und die Rechtsbehörden haben noch wenig Erfahrung in der Sprechung von Urteilen zu diesem Artikel des Strafgesetzbuches. Gerade versucht ein Revisionist das schweizerische Bundesgericht zu fordern, da sich in die Schweiz zahlreiche schreibende Revisionisten aus dem umliegenden Ausland geflüchtet haben. Diese lassen sich davon nicht abhalten, ihre Scheisse weiterhin manchmal sogar recht erfolgreich zu verbreiten, auch über das Internet. Es stellt sich die Frage, ob *zero tolerance* oder wegschauen angebracht ist. Als Vergleich nehme man den Buchhandel, wo *Mein Kampf* auch nicht erhältlich ist. Aber auf einer Site in den USA lässt es sich trotzdem finden. Oder nehme man als Beispiel eine Site, wo andere schwere verunglimpfende Inhalte angeboten werden. Den schweizerischen ISPs wurde von der Schweizerischen Bundespolizei empfohlen, diese auf einem amerikanischen Server liegende Site von ihrem DNS registry zu löschen. Nach einigem Zögern waren die meisten dazu bereit. Nach anfänglichem Eifer der Bundespolisten erlahmte der Einsatz nach einem halben Jahr, da der neu gewählte Bundesstaatsanwalt seine Beamten nun zu Bekämpfung der organisierten Kriminalität einsetzt. Zum weiteren führte eine Rechtsunsicherheit bezüglich der Inhalte im Internet zu einer vorläufigen sehr gemächlichen Gangart. Zu weiteren Infos führt der straffreie Link: http://www.akdh.ch/archiv Zu Strickers Argumentation lässt sich antworten: Wegen der Nachvollziehbarkeit eine fahrlässige Politk zu verfolgen ist auch dem Internet nicht mehr angebracht. Das Internet des Thomas Stricker ist dasjenige vor sieben Jahren. Heute ist nicht mehr der damalige mündige Bürger (wer soll das überhaupt sein? war das so?) auf dem Netz. Damit sollen überhaupt nicht die heutigen Users abgewertet werden, aber man würde offen rassistische Inhalte auch nicht im Massenmedium Fernsehen dulden. Zitat Rötzer: *Betrüblich freilich ist, dass die Schulleitung offenbar nicht gewillt ist, ob den etwas komplexeren Sachverhalt einzugehen, dass die Links keineswegs als Billigung der Inhalte auf den referenzierten Seiten verstanden werden können, sondern im Kontext eben einer Diskussion über die rechtliche Regelung für Links als Anschauung gelegt wurden.* Betrüblich ist meistens, dass man im Gefasel über Komplexität endet und die kritischen Inhalte nebenan liegen bleiben. Stricker wollte provozieren, und damit auch seine Duftmarke setzen für die bald stattfindende Konferenz in Genf. Dass sein Verhalten auch keinen Diskussionsbeitrag - wie von Florian Rötzer noch weitere gefordert werden - darstellt, begründet sich in der hängigen Verfahrenslage. Zitat Rötzer: *Bedenklich ist aber auch die überstürzte Reaktion der Schulleitung, die offenbar nicht daran denkt, die Freiheit der Wissenschaft und des rationalen Argumentierens zu verteidigen, sondern in voreiligem Gehorsam Zensur ausübt.* Das Verhalten der Bürokraten war nicht vorbildlich, aber lediglich die Freiheit der Wissenschaft einzufordern bedarf einer sorgfältigeren Argumentation. Keinem Mensch käme es in den Sinn, die Wiederzulassung von *Mein Kampf* im Buchhandel zu verlangen, nur zum Selbststudium natürlich! Die rigorose Zensur von rechtsextremistischen Inhalten ist die zweitbeste Lösung, doch ich kenne die erstbeste nicht. A propos: *Deren* Inhalte haben nichts mehr mit Freiheit im demokratischen Sinn zu tun, und darauf stützen wir uns doch! Andreas Hagenbach ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: majordomo@mikrolisten.de; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: majordomo@mikrolisten.de, msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: owner-rohrpost@mikrolisten.de -- http://www.mikro.org/rohrpost