Plaann on 3 Nov 2000 00:16:39 -0000 |
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[rohrpost] Der Wachturm am Kottbusser Tor |
Der Wachturm am Kottbusser Tor Ein Bauwerk von Metrogap Planung und Bauleitung: Dipl-Ing. Martin Kaltwasser Generalunternehmer: HöherTiefer Mit freundlicher Unterstützung vom Kunstamt Kreuzberg Vom 4.11. bis 21.11.2000 wird auf der Verkehrsinsel des Kottbusser Tores in Berlin-Kreuzberg ein Wachturm stehen. Dafür gibt es zwei verschiedene Erklärungen: 1. Das Kottbusser Tor ist eine im kompakten Stadtraum liegende axiale Kreuzungsanlage, ein belebter Verkehrsknotenpunkt, dessen Zentrum die Verkehrsinsel mit dem begrünten Innenraum und dem darübergebauten U-Bahnhof bildet. Dieser Innenraum stellt als sorgsam gestalteter Grünbereich, bepflanzt mit Bäumen und Sträuchern, einen seltsamen Freiraum inmitten der von dichter Bebauung, Verkehr, Hektik, Lärm und Alltagsgefahren geprägten unmittelbaren Umgebung dar. Durch die primäre Nutzung und Wahrnehmung des Kottbusser Tores als Verkehrsknotenpunkt werden andere Nutzungen in den Hintergrund gedrängt und kaum wahrgenommen. Betrachtet man einmal genauer die Verkehrsinsel des Kottbusser Tores, so fällt einem tatsächlich die angenehme, sorgfältig durchkomponierte Grüngestaltung auf, die stark die Hektik, den Lärm und die großstädtische Unaufgeräumtheit der Umgebung kontrastiert. Die temporär auf der Verkehrsinsel aufgestellte Skulptur eines Wachturms betont den begrünten Innenraum als einen Ort der Ruhe und Anmut. Der Wachturm markiert den Mittelpunkt der panoptischen-axialen Anordnung der umliegenden Straßen. Wer oben im Wachturm steht, kann problemlos und überlegen diese Straßen und alle Freiflächen der näheren Umgebung betrachten und observieren. Der Wachturm - ein Bauwerk, das Übersicht verschafft. Bestimmte Instanzen städischer Verwaltung würden sich ebendies sehnlichst an diesem Ort der gelegentlichen Unübersichtlichkeit wünschen. 2. Was tun wenn der Strom ausfällt? In der Diskussion um viel mehr Videoüberwachung ist bisher ein technologischer Schwachpunkt dieses ansonsten zuverlässigen und effektiven Überwachungsmediums kaum beleuchtet worden. Stellen Sie sich vor, es passiert etwas vor den Augen einer Überwachungskamera, jedoch wurde kurz zuvor die Stromzufuhr unterbrochen... Kreuzberger Ingenieure treten deshalb mit dem Vorschlag an die Öffentlichkeit, auf bestimmten öffentlichen Plätzen zusätzlich zur vollständig flächendeckenden Kameraüberwachung Hochsitze und Wachtürme aufzustellen, die rund um die Uhr besetzt sind. Diese würden auch bei Stromausfall die lückenlose Observierung der Bevölkerung gewährleisten. Zum besseren Kennenlernen dieser nicht ohne gewisse Tradition behafteten Idee wird in einem ersten Probelauf ein Wachturm aus Holz auf der Verkehrsinsel des Kottbusser Tores in Berlin-Kreuzberg für zunächst zwei Wochen aufgestellt. In der Testphase kann sich die Bevölkerung an den Anblick gewöhnen und über den Sinn und die Wirkungsweise von Hochsitzen und Wachtürmen informieren. Bei einer erfolgreich verlaufenden Testphase ist an die Aufstellung dieser Bauwerke auf diversen zentralen Plätzen in der Stadt gedacht. ------------------------------------------- Samstag 4.11.2000 13 Uhr Kottbusser Tor Wachturm Kreuzberg erhaelt als erster Berliner Bezirk zur Observierung der Bevoelkerung an zentraler Stelle einen Wachturm. Er wird aus Holz gebaut und auf der Mittelinsel des Kottbusser Tores errichtet, von wo aus potentielle Gefahrenherde in den umliegenden Strassen optimal gesichtet und erfasst werden koennen. Die feierliche Einweihungszeremonie des epochalen Bauwerks ist am Samstag, dem 4. November / 13 Uhr. Mach mit im Ueberwachungsland! ----------------------------------------------------------- metrogap praesentiert: ----------------------------------------------------------- M E T R O Z O N E ----------------------------------------------------------- Veranstaltungen | Videos | Strassenaktionen ------------------------------------------- mit Reclaim the Streets & msdm / London Buendnis gegen Rechts / Leipzig Kanak Attak / Frankfurt + Berlin InnenStadtAktion/Berlin Frauen gegen lllegalisierung (Kreuzberg) Waehrend sich die Quartiersmanager am Kottbusser Tor auf die Fuesse treten, halten die Ordnungspolitiker diesen Ort fuer geeignet, um Videoueberwachung in den Testlauf zu schicken. Zur Durchsetzung verstaerkter Kontrolle werden die unterschiedlichsten Bilder produziert: Mal versinkt der Kiez in Muell, Gewalt, Drogen, weswegen nach law and order gerufen wird, mal werden "soziale Probleme" betont, wogegen die "Selbstheilungskraefte" des multikulturellen Viertels mobilisiert werden sollen. Was ist der Unterschied zwischen einem law and order Aufraeumen und dem Muellbeseitigen eines Quatiersmanagements? Laeuft dies nicht auf die Einschraenkung von Persoenlichkeitsrechten im oeffentlichen Raum und die Ausgrenzung unerwuenschter sozialer Gruppen hinaus? METROZONE stellt kulturelle und politische Praktiken vor, die sich gegen die Diffamierung des Quartiers als Ghetto, gegen Ueberwachung, Ausgrenzung und Befriedungsmanagement wenden. ------------------------------------------- metrogap Verein fuer staedtische Theorie und Praxis Raum fuer Produktion von Texten, Bildern und Bauten Mariannenstr. 32, U-Kottbusser Tor, 2. HH, linker Aufgang, 4.OG, bei Bedarf Aufzug t: 030.61288788/.6917970 | metrogap@gmx.net --------------------------------------------------- M E T R O Z O N E --------------------------------------------------- unterstuetzt durch Kunstamt Kreuzberg ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: majordomo@mikrolisten.de; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: majordomo@mikrolisten.de, msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: owner-rohrpost@mikrolisten.de -- http://www.mikro.org/rohrpost