florian schneider on 9 Jan 2001 16:22:56 -0000


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[rohrpost] stoffwechsel#2



>> METABOLICS // STOFFWECHSEL#2

THU 18 JAN 2001 20:00 +0100 (MET)

Mehr Informationen & Live Stream:
http://www.linksverkehr.net/metabolics

RE: OPENING SOURCES

Gaeste: Marko Peljhan (Ljubljana/SI) and
0100101110101101.ORG (Bologna/IT) 
Anschliessend: Jasmin (Muenchen/DE)

Je breiter die Datenströme der elektronischen Netzwerke
anwachsen, desto schwieriger ist es, deren Ursprung und
Verlauf auszumachen. Zumal eine solche Perspektive reichlich
prekäre Methoden erfordert: Unabhängige Erhebung von Daten,
Eindringen in abgeschottete Systeme, Aufbrechen von
verkrusteten Eigentumsverhältnissen und Attackierung
althergebrachter Kategorien wie "öffentlich" und "privat".
Was früher schlicht Datenschutz hiess und nicht mehr als die
Sicherung der bürgerlichen Privatsphäre vor der angenommenen
Übermacht der Behörden meinte, hat sich schließlich längst
ausgeweitet zu einem Kampf um informationelle
Selbstbestimmung inmitten von Regimen, deren Funktionsweisen
auf unmittelbarer Kommunikation und unablässiger Kontrolle
basieren.

Gäste des nächsten Stoffwechsels im Cafe der Muffathalle
sind der slowenische Medienkünstler Marko Peljhan und die
italienische Künstlergruppe 0100101110101101. Peljhan
beschäftigt sich bereits seit Anfang der 90er Jahre mit der
kreativen Nutzung von Technologien, die lange Zeit den
militärisch-industriellen Komplexen vorbehalten schienen:
Mitschneiden von Satellitenkommunikation, kulturelle
Backbones auf Kurzwellenfrequenzen, Videokonferenzen mit der
Besatzung von Raumstationen, Einsatz von Marschflugkörpern
zu unabhängigen Aufklärungszwecken. Peljhans Projekte sollen
Aufschluss darüber geben, wie autonomes Leben in der
Postapokalypse und trotz permanentem Kollabieren der Bio-
und Infosphären möglich sein dürfte.
<http://makrolab.ljudmila.org>

0100101110101101 wurden bekannt durch das unauthorisierte
Eindringen in proprietäre Netzkunstsysteme, deren Inhalte
sie anschliessend der Öffentlichkeit zugänglich machten. In
einer Reihe von publikumswirksamen Pranks legten sich die
"Artivists" aus Bologna mit ehrwürdigen Institutionen an,
zuletzt peinigten sie den kommunalen Internetserver der
Stadt Rom mit einer weltweit ausgetragenen
Anti-Zensur-Kampagne unter dem Slogan "No protest, no
profit!" Im Moment arbeiten 0100101110101101 an
"life_sharing", einer möglichst weitreichenden
Konzeptualisierung der "General Public License" in Anwendung
auf den Kunstbetrieb. 
<http://WWW.0100101110101101.ORG>

Jasmin macht Musik ohne Vokale: Andreas Bernard (Gitarre),
Christian Schwenkmaier (Bass) und Alexander Peterhaensel
(Schlagzeug) präsentieren ihre trügerisch melodischen Stücke
über die Entbehrlichkeit des Gesangs. <http://www.jsmn.de>



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