PR Podewil on Wed, 20 Mar 2002 12:56:08 +0100 (CET)


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[rohrpost] Muss das Berliner PODEWIL schliessen?


Sparmaßnahmen des Berliner Kultursenators

Zuschußkürzungen für die Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH bedeuten das
künstlerische Aus für Podewil und Schaubude

Im Ergebnis der Sparklausur des Senats vom 19.3.2002 wurden im sogenannten
konsumtiven Bereich diverse Maßnahmen beschlossen, um im Ergebnis rund 5
Mio. Euro zu sparen. Die Zuschüsse für die  landeseigene Berliner
Kulturveranstaltungs-GmbH, Trägergesellschaft des PODEWIL und des
Puppentheaters SCHAUBUDE, sollen um 715.000  ¬, das entspricht 1/3 des
Gesamtetats, gekürzt werden. Der Beschluß des Senators bedeutet, daß der
künstlerische Betrieb in beiden Einrichtungen (PODEWIL und SCHAUBUDE)
eingestellt werden muß. Diese existenzvernichtenden Kürzungen treffen die
Gesellschaft völlig unvorbereitet.

In das Gebäude in der Klosterstraße 68, Sitz des PODEWIL, soll der
Museumpädagogische Dienst, eine Einrichtung der Senatskulturverwaltung,
einziehen. Mit dem nach der Kürzung verbleibenden Etat der Berliner
Kulturveranstaltungs-GmbH soll das Verwaltungspersonal und die
Betriebskosten der Häuser finanziert werden. Keine Schließung heißt: Das
Haus bleibt lediglich für Verwaltungsaufgaben geöffnet, wird jedoch seines
künstlerischen Inhalts beraubt!

Das PODEWIL - Zentrum für aktuelle Künste ist eine der international
bekanntesten Institutionen der jungen Berliner Kulturszene, eine wichtige
Adresse für die junge avancierte nationale und internationale Kunst in der
Hauptstadt, für Neue und elektronische Musik, zeitgenössische Performance,
Theater- und Tanzproduktionen. Viele international bekannte junge Künstler
sind dem Haus verbunden, haben hier ihre Produktions  und
Aufführungsstätte.

Programme wie das Internationale Tanzfest Berlin -Tanz im August, das
internationale Medienkunstfestival transmediale, das
Theater/Performance-Festival reich & berühmt, die Tanzreihe Körperstimmen,
innovative Musikreihen und -festivals, wie z.B. die MontagsMusik
Klangkrieg, das Festival x-tract Chicago wurden hier konzipiert,
weiterentwickelt oder in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
veranstaltet.

Während des ereignisreichen Jahrzehnts seit seiner Eröffnung brachte das
PODEWIL mit seinem international und interdisziplinär ausgerichteten
Programm neue Impulse in die Stadt, die in der Nachfolge von anderen
Veranstaltungsorten aufgegriffen wurden. So spielte das PODEWIL eine
Vorreiterrolle in der Bekanntmachung der Live-Art-Bewegung in der
darstellenden Kunst und der vernetzten elektronischen Musik in Berlin.
Junge ausländische Choreographen wie Meg Stuart (B), Nigel Charnock (GB),
Musiker wie Arik Hayut (IL), Sam Auinger und Rupert Huber (A) und die
Performancegruppen Gob Squad (GB) und Forced Entertainment (GB) haben
Berlin und Deutschland vom PODEWIL aus erobert. Zahlreiche junge Künstler,
unter ihnen der Tänzer-Choreograph Xavier Le Roy oder das
Neue-Musik-Ensemble zeitkratzer unter der Leitung von Reinhold Friedl,
haben ihre künstlerische Handschrift im PODEWIL entwickelt und sind heute
gefragte Künstlergäste auf internationalen Festivals in Europa und Übersee.
Ohne solche kontinuierliche Programmarbeit wären Ereignisse wie das Konzert
von zeitkratzer mit Lou Reed im Rahmen der MaerzMusik letzten Sonntag
(17.3.02) undenkbar.

Daß mit den Kunstwerken in der Auguststraße, dem Künstlerhaus Bethanien und
dem PODEWIL den avanciertesten Kultureinrichtungen für aktuelle Kunst der
Garaus gemacht werden soll, ist unerklärlich.

Was wird aus den Freiräumen für die Entstehung neuartiger, zeitgemäßer
künstlerischer Produktionen in der Kulturmetropole Berlin?


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