brsma on Fri, 26 Apr 2002 08:19:17 +0200 (CEST)


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[rohrpost] S.O.S. - streichen ist keine kunst


hallo zusammen,

dies ist ein akuter hilferuf (der auch gerne weitergeleitet werden kann):

kurz zur situation: wie manche vielleicht mitbekommen haben, ist die lage der drei berliner kunsthochschulen (von denen ich eine, die khb, besuche) ohne übertreibung momentan äusserst prekär. diese besitzen aufgrund ihrer struktur und grösse keine hochschulrahmenverträge und wären nach dem aktuellen haushaltsentwurf als sog. 'nachgeordnete behörden' gezwungen, 10% ihrer personalkosten einzusparen, was sich jeweils nur mit der streichung von jeweils ca. 1/6 der professorenstellen bewerkstelligen liesse. bei diesen kürzungen könnte aber keine der hochschulen mehr ihren lehrbetrieb aufrecht erhalten, da die personelle ausstattung schon jetzt - und zwar seit jahren - das unterste existenzminimum darstellt (von den sachmitteln ganz zu schweigen). einzelne fachbereiche zu schliessen, ist aufgrund des ausbildungskonzepts der einzelnen hochschulen ebenfalls nicht möglich.

all dies geschieht entgegen allen vollmundigen bekenntnissen der politiker zu diesen ausbildungsstätten und trotz der international anerkannten guten arbeit die von allen drei hochschulen im letzten jahrzehnt geleistet wurde.

wir sind auf unterstützung in jeder form dringend angewiesen. ich bitte euch deswegen dringend, in jedweder form gegen die etatstreichungen bei den hochschulen beim berliner senat etc. zu protestieren. einen briefvorschlag an den regierenden bürgermeister habe ich angehängt, auf ggf. 'offiziellen' briefbögen macht er sich besonders gut ;-)

wir werden darüber hinaus in der zeit bis zur parlamentsabstimmung über den haushalt (mitte juni) noch ein paar aktionen starten. wer kontakte z.b. in redaktionen und zu sonstigen multiplikatoren besitzt oder uns auf andere weise helfen kann, über eine möglichst grosse öffentlichkeit druck auf den senat und das abgeordnetenhaus zu machen, möchte sich bitte bei mir melden.

vielen dank für eure hilfe und herzliche grüsse

sascha brossmann

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(fax 030.9026-2013)

An den
Regierenden Bürgermeister
Klaus Wowereit
Berliner Rathaus
Rathausstraße 15
10173 Berlin

                                                 Berlin, den 24.04.2002

Sehr geehrter Herr Wowereit,

Hiermit protestiere ich aufs schärfste gegen die im derzeitigen Haushaltsentwurf vorgesehenen Etatstreichungen bei den drei als nachgeordnete Behörde geführten berliner Kunsthochschulen. Bekanntermassen ist der Lehrbetrieb dort bereits seit einiger Zeit durch die Kürzungen und Mittelknappheit der letzten Jahre höchstgradig eingeschränkt. Weitere - selbst kurzzeitige - Massnahmen dieser Art würden ihm das Genick brechen und eine - wenn nicht gar alle - der Kunsthochschulen zwingen, den Betrieb einzustellen.

Die Finanzlage des Landes Berlin ist hinlänglich bekannt. Dennoch ist es nicht nur mir vollkommen unverständlich, wie der amtierende Berliner Senat - auch entgegen seinen zahlreichen Wahlversprechen - die unglaubliche Dummheit begehen kann, auf diese Weise aktiv zur Vernichtung der einzigen zukunftsfähigen Ressource dieses Landes beizutragen: Menschen mit guter (Aus-)bildung.

Es ist immer wieder bestätigt worden, dass z.B. der Kultur- und Mediensektor in all seiner Vielfalt einer der wenigen Bereiche ist, in dem Berlin international noch konkurrenzfähig ist. Gerade diesem derart den Nachwuchs zu entziehen wäre ein fatales Signal, das irreparable Schäden nach sich zöge. Eine solide und breit gefächerte Ausbildungsmöglichkeit im Kreativbereich ist nicht nur deshalb kein Luxus, sondern letztendlich auch eine Notwendigkeit für den Standort Berlin.

Ich fordere sie deshalb nachdrücklich auf, zu den gravierenden politischen Fehlentscheidungen der letzten 10-15 Jahre - die nachvollziehbar zu der derzeitigen Situation geführt haben - nicht noch weitere hinzuzufügen. Sparen Sie dort, wo es notwendig und sinnvoll ist, aber investieren Sie im Gegenzug in die Bereiche, ohne die unsere Gesellschaft weder wirtschaftliche noch kulturelle Zukunft besitzt. Bekennen Sie sich auch mit Taten zur Zukunft Berlins anstatt zur nachhaltigen Verödung der Stadt beizutragen. Sie wird es ihnen danken.

Freundliche Grüsse

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