Felix Langhammer on Fri, 7 Mar 2003 16:03:51 +0100 (CET)


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Re: [rohrpost] Boykott amerikanischer Waren


Hier ist der Retro-Bär: Meines Erachtens war einer der schwereren Fehler
der Friedensbewegung und auch der linken Bewegungen gesamt der 80ern Ihr
unreflektierter Anti-Amerikanismus. Wenn man den als Kitt mal
weggelassen hätte, wäre vermutlich von den Riesen-Demos und grossen
Bündnissen, die es damals gab, nicht viel übrig geblieben. Diesen
Gedanken finde ich schauderhaft. Meine Befürchtung ist die, dass dieser
Fehler nun wiederholt wird. Als ein Anzeichen dafür nehme ich z.B. mal
den Mega-Andrang auf die Demo am 15.2. und die damit verbundene Frage,
warum bei den vorherigen Kriegen, bei denen die Bundesregierung eine
tragende Rolle gespielt hat, dieser Andrang ausgeblieben ist sowie die
Vermutung, dass bei künftigen Kriegen, bei denen die Bundesregierung
zweifelsohne wieder mitmischen wird, dieser Andrang auch wieder
ausbleiben werden. Der einzige Unterschied zu den anderen Anlässen ist
m.E. der, dass hier einzig und allein gegen die USA geschossen wird. Bei
den anderen Anlässen hätte man gegen die eigene Regierung geschossen,
dazu waren offenkundig aber nicht so viele Menschen bereit...
Anti-Amerikanismus ist aber kein guter Ersatz für eine politische
Analyse und führt als solcher zu nichts Gutem oder Emanzipatorischem.
Wenn man nun amerikanische Waren symbolisch für George Bush setzen will,
so war ja Dein Vorschlag, denke ich, ist das eine Idee, die, wenn sie
umgesetzt würde, zu nicht viel taugen würde. Warum sollten amerikanische
Waren für George Bush stehen? Solche Aktionen unterstützen eher die
Verschleierung der Verhältnisse als dass sie Licht in den Nebel der
Matrix der politischen und ökonomischen Verhältnisse bringen würden.

Ich wollte Dir übrigens nicht an's Bein pinkeln, auch wenn das so
rübergekommen sein mag. Bei Emails, die schnell getippt sind und Mimik
und Tonfall, die dann umso wichtiger werden, fehlen, entstehen in dieser
hinsicht ja gern udn oft Missverständnisse.

viele Grüsse,

Felix

P.S.: Zur Differenzierung, bevor wieder Missverständnisse aufkommen: Ich
meine damit natürlich nicht, dass Proteste gegen die Politik der USA per
se anti-amerikanistisch wären. Ich meine auch nicht, dass die
Regierungen der USA ausserhalb Kritik stehen (sollten).

Jan Ulrich Hasecke schrieb:
> 
> Felix Langhammer <felix@warenform.net> writes:
> 
> > Der 80er-Retro hört wohl nie auf...
> 
> Ja und wo tanzt denn nun der Retro-Bär? Oder bezieht sich das auf
> meine Frage, ob Aktionen dieser Art in Planung sind?
> 
> Ciao!
> juh
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