Tilman Baumgaertel on Mon, 1 Apr 2002 22:31:37 +0200 (CEST)


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Re: [rohrpost] found--or put there for you to find?


At 10:56 29.03.02 +0100, you wrote:
> 
>"Zueckerstueckchen in einen Kaefig getan oder einen einen
>Keiderhaken auf den Boden genagelt oder ein Fahhrad auf einen Stuhl."
>
>These too are examples of objects in the world that were _not_ created by
>other artists. (I would have thought that these are rather well-known.) It
>is one thing to perceive artistic quality in an object that was not
>previously thought to be an art object; it is another to perceive the
>artistic quality that was created by an artist and conveyed by his, her
>or their artwork--that is, put there for you to find. That is why I find
>mixing derivative.
>

Dann waere da noch die Mona Lisa mit dem aufgemalten Schnurrbart oder die
komische Winterlandschaft mit den zwei Farbtupfen in Rot und Gruen. Da
werden nun zwar wiederum keine zwei Kunstwerke zusammengefuegt, sondern
einzelne Werk "remixt". Besonders letzteres kennt wirklich kaum jemand,
aber wieder einmal zeigt sich, dass Duchamp leider so gut wie alles, was im
20. Jahrhundert eine Rolle gespielt hat, irgendwie schon gemacht hat. 

Die Neukombination von "Numbers"/"Computerworld" von Kraftwerk und "I wanna
dance with somebody" von Whitney Huston wirft ein Licht auf die
Bestandteile dieses Remixes, die auch die Leute, von denen die "Orginale"
stammen, ueberraschen duerften. Dieser Remix extrahiert aus Whitney Hustons
Stueck die Euro-Disco-hafte Kaelte und Glaette, die heute bei Missy Elliot,
TLC (die nicht umsonst auch gerne bearbeitet werden) und aehnlichen
R'n'B-Acts widerzufinden ist, und Whitney Huston wird dadurch auch
historisch anders eingeordnet als die Souldiva, als die sie normalerweise
betrachtet wird. Gleichzeitig werden Kraftwerk versuchsweise als Disco-Act
situiert, ihre Proto-Techno-Musik mit "echtem" Soul konfrontiert (so
aehnlich ist ja auch Disco entstanden), und dadurch auch an der heutigen
Tanzmusik, die sich aus ihrer Musik entwickelt hat, gemessen. Das ist meine
persönliche Wahrnehmung von dieser Kombination, bei anderen loest sie
wahrscheinlich andere Assoziationen und Beobachtungen aus. Jedenfalls
scheint diese Nummer auch bei anderen aehnlich zu funktionieren, sonst
waere sie nicht so ein Erfolg. Da ich nicht weiss, was "derivative" heisst,
weiss ich allerdings nicht, ob das Deiner Ansicht wiederspricht oder sie
unterstuetzt. 

Mayer Vaisman (Rechtschreibung?) hat meiner Erinnerung nach in drn 80er
Jahren auch mal Multiples von anderen zu "eigenen" Arbeiten
zusammengebastelt, aber der ist wohl beim grossen Ausmistenn von PoMo,
80er-Jahre-Appropriation Art, Zitatpop irgendwie unter die Raeder geraten.
Jedenfalls habe ich lange nichts mehr von ihm gehoert. 

Gruesse,
T. 
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